Presseaussendung des „Idris Kaplan Solidaritäts-Komitees” vom 02.04.20245 (Wien/Tirol)
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Medienvertreter:innen,
Während gegenwärtig medial, zu Recht, breit zur politischen Lage in der Türkei und den durchs Land rollenden Verhaftungswellen berichtet wird, und das oberste Verwaltungs- und Verfassungsgericht Griechenlands (SET) gerade urteilte, dass die Türkei kein sicheres Drittland ist, steht in Österreich der in der Türkei politisch verfolgte, junge Kurde Idris Kaplan, vor der Abschiebung.
Idris Kaplan, ist ein 29-jähriger junger Kurde der vor 3 Jahren nach Österreich kam, um um Asyl anzusuchen. Wie viele Kurd:innen und Demokrat:innen nicht nur für die Rechte der Kurden aktiv engagiert, sondern auch solidarisch mit dem Selbstverwaltungsprojekt „Rojava“ (zu dessen tobenden Kampf um Kobanê gegen die Mörderbanden des IS er gerade 18 Jahre wurde), fürchtete er nach der Festnahme seines Onkels, als nächster an der Reihe zu sein. Und in der Tat versuchte ihn nur kurz nach seiner Flucht die türkische Polizei auch aufzusuchen.
Bekanntlich ist dazu nicht nur der seinerzeitige Vorsitzende der linksdemokratischen HDP, Selahattin Demirtaş, für den seinerzeitigen „dringenden Aufruf“ für Kobanê „auf die Straße zu gehen und diejenigen zu unterstützen, die bereits auf der Straße sind, um gegen die Angriffe des IS und gegen das Embargo der AKP-Regierung zu protestieren”, zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden, sondern urteilt die gleichgeschaltete türkische Rachejustiz in diesem Zusammenhang seither Kurd:innen zu Hauf ab.
Idris ist ein bestens integrierter junger Mann, der sich eine Zukunft in Österreich aufgebaut hat und dessen Abschiebung nicht nur für ihn, sondern auch für sein Umfeld einen großen Verlust bedeuten würde.
Er hat sich in den letzten Jahren aktiv in die Gesellschaft eingegliedert. Er hat Deutschkurse absolviert, spricht die Sprache gut und ist in lokalen Vereinen sowie EU-Projekten engagiert. Auch im Sportbereich ist er fest in ein Team eingebunden und trägt dort positiv zum Gemeinschaftsleben bei. Zudem hat er bereits eine Arbeitsstelle gefunden und wäre bereit, eine Lehre zu beginnen, wenn ihm ein dauerhafter Aufenthalt gewährt wird.
Sein soziales Umfeld, bestehend aus Freund:innen, Kolleg:innen und Unterstützer:innen, schätzt ihn als verlässliche, engagierte und freundliche Person. Idris ist weder straffällig geworden, noch liegt sonst irgendeine Beanstandung gegen ihn vor – im Gegenteil zeigt er vielmehr einen unbändigen Willen sich aktiv in die hiesige Gemeinschaft und ins Gemeinwesen zu integrieren und nach fortschrittlichen Werten aktiv zu ihnen beizutragen.
Am Wochenende wurde Idris überraschend in seiner Wohnung in Wörgl festgenommen und nach Wien zur Abschiebung überstellt. Da er erkrankt war bzw. ist wurde seiner Abschiebung per Passagierflug in die Türkei vorgestern Montag noch in letzter Sekunde abgebrochen und er wieder zurück ins PAZ Hernalser Gürtel gebracht, wo er derzeit festgehalten wird – wo er auch jederzeit zu einem Interview zu seinem Fall zur Verfügung stünde.
Idris ist gegen seine Abschiebung zwischenzeitlich in Hungerstreik getreten. Sein Anwalt reichte juristisch unterdessen eine Schubhaftbeschwerde sowie eine außerordentliche Revision und ein Ansuchen um aufschiebende Wirkung ein.
Die Abschiebung eines jungen, gut integrierten Menschen, der sich eine berufliche und soziale Existenz in Österreich aufgebaut hat und dem in der Türkei Verfolgung und Inhaftierung aufgrund seiner demokratischen Einstellung droht, erscheint weder verhältnismäßig noch im Interesse unserer Gesellschaft. Idris verdient die Möglichkeit, hier zu bleiben, seinen Weg fortzusetzen und weiterhin einen positiven Beitrag zu leisten. Dafür haben gestern Nachmittag auch sogleich Dutzende Menschen an einer umgehenden Eilkundgebung für das Bleiberecht von Idris teilgenommen. Wir haben auch eine Unterschriftenkampagne gestartet, die innerhalb von 24 Stunden fast 500 Unterstützerinnen erreicht hat.
Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
mit freundlichen Grüßen
Idris Kaplan Solidaritäts-Komitee
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