Kind oder Betriebswirtschaft? Elementarpädagogik im Abgrund

Groß tönt die Wiener Stadtregierung ständig, dass der Kindergarten als erste und die wichtigste Bildungseinrichtung ist. Scheinbar steht diese aber nicht allen Kindern offen, da schon eine kleine und nahezu alltägliche Erkrankung dazu ausreicht, dass manche Kinder de facto vom Besuch dieser wichtigen Bildungseinrichtung ausgeschlossen werden.

Innenraum eines KindergartensEin aktuelles Beispiel betrifft X, für die im Herbst das verpflichtende Kindergartenjahr beginnt. Bei ihr wurde vor kurzem Diabetes festgestellt. Sie ist in Behandlung und gut auf Insulin eingestellt. Nun ist es aber so, dass Elementarpädagog*innen selbst darüber entscheiden dürfen, ob sie bereit sind, Kinder mit einer solchen Erkrankung zu betreuen oder nicht. Aus der Perspektive des Schutzes der Kolleg*innen vor allfälligen (auch strafrechtlichen) Konsequenzen verstehen wir das durchaus.

Gleichzeitig gibt es aber Kolleg*innen, die speziell für die Betreuung von Kindern mit chronischen Erkrankungen ausgebildet sind – Inklusionspädagog*innen. Solche gibt es auch in Wien. Es ist also offensichtlich nur eine Frage des politischen Willens (und des Geldes), ob allen Kindern tatsächlich die „beste Bildung“ zukommen kann oder nicht.

Es kann doch wohl nicht sein, dass das Personal vor Ort über die Zukunft eines Kindes entscheidet und die in Verwaltung und Politik Verantwortlichen sich bequem zurücklehnen. Unserer Ansicht nach muss für Fälle wie den von X, die diesen Kindergarten seit Jahren besucht und sich dort sehr wohl fühlt, ein Procedere geschaffen werden, in dessen Rahmen die zuständige Kindergartenleitung den zusätzlichen Betreuungsbedarf an die MA 10 zu melden hat. Die zuständige Magistratsabteilung muss sodann innerhalb eines Zeitraums, der so kurz wie möglich ist (z.B. 1 Woche) das speziell geschulte Personal zusätzlich zur Verfügung stellen. Die personellen und finanziellen Voraussetzungen dafür sind vom zuständigen Stadtrat zu schaffen. Alles andere geht auf Kosten von Kind und Eltern. Und das darf es in einer Stadt wie Wien ja wirklich nicht geben.

Wir haben zwar von Anfang an keine Illusionen gehabt, dass ein Stadtrat von den Neos auch nur irgendetwas zum Positiven verändern wird. Dieser konkrete Fall zeigt aber mehr als deutlich, dass Herrn Wiederkehr trotz aller schönen Worte das Kindeswohl überhaupt nicht interessiert. Wie allen Anhänger*innen seiner politischen Ideologie geht es ihm einzig um nackte Zahlen. Am besten noch solche, die möglichst viel Profit in private Taschen spülen, wie es uns der jüngst bekannt gewordene Missbrauch öffentlicher Gelder durch den Betreiber eines privaten Kindergartens einmal mehr tragischer Weise ins Gedächtnis gerufen hat.

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